Der letzte Sommer war sehr schön ...



… I bin in irgendeiner Bucht g´leg´n …
   

(die rot geschriebenen Texte sind im österreichischen Dialekt zu SINGEN,
Melodie und Text: "Griechenland" von STS )
     


2 Tage vor Ferienbeginn überraschte mich die beste aller Ehefrauen mit dem Wunsch, Mitte September mit den Kindern nach Griechenland fliegen zu wollen. Wann? Ist da nicht schon Schule?
Also habe ich mich schlau gemacht, wie man Kinder trotz Schule evtl. beurlauben kann und konfrontierte am letzten Schultag Raphaels Direktorin und die  Klassenlehrerin mit unserem Wunsch:


 5 Tage frei Mitte September, weil …. (die ausführliche Begründung will ich der geneigten Leserin / dem geneigten Leser ersparen).


Nach ein paar e-mails in den Ferien (und ein paar mehr wegen kleinerer Mißverständisse die Dauer sea Urlaubs betreffend) war die Sache von der Schule her geritzt, und das Hotel mit tatkräftiger Unterstützung durch das lokale Reisebüro (Ruefa in Vöcklabruck) gefunden. Überhaupt war die Unterstützung durch das Reisebüro richtig viel Wert, immerhin hatte ich mit Rehabuggy und Fliegen keine Erfahrungen und wurde darin vom Reisebüro aufs Kompetenteste unterstützt. Auch die Konditionen der Fluglinie ( myholiday Austrian) kamen uns sehr entgegen: gratis Rollstuhlservice und sehr freundliches Boden u. Bordpersonal.


Aber zurück zur Planung: Wie sollten wir Sophias Essen transportieren? Am sichersten schien es mir, Sophias Sondennahrung per Post schon vorzeitig ans Hotel zu schicken: zu diesem Behufe nahm ich per E-Mail Kontakt mit dem Hotel auf, wo unser Anliegen offensichtlich zur Chefinnensache erklärt wurde. Nicht nur, daß es kein Problem war, die Postsendung entgegenzunehmen und entsprechend zu lagern, wurde vom Hotel aus auch an durch unsere späte Ankunftszeit möglicherweise auftretenden  Probleme gedacht. Und mir wurde per mail der Empfang des Päckchens noch vor unserem Abflug bestätigt (d.h. im Konkreten gut 10 kg weniger Gepäck am Flugtag!). Damit blieb nurmehr EINE große Unbekannte: wie würden unsere drei Zwerge den Flug bewältigen?


Schon bei der Ankunft am Flughafen die erste positive Überraschung: unser Kleinster ließ es sich nicht nehmen SELBST einen Koffer zu ziehen - d.h. eine Hand mehr frei. In der Abflughalle waren die Kinder natürlich entsprechend überdreht und brachten einigen Wirbel ins Gebäude, auch dabei war uns dann das Bodenpersonal sehr behilflich: Wir durften schon wesentlich früher als die anderen Passagiere einchecken, damit konnten wir die Kinder in der Abfluglounge leichter unter Kontrolle halten - sprich, sie konnten nicht sooo weit davonlaufen. Die zusätzliche Tagesration Sondennahrung für Sophia, die ich aus Sicherheitsgründen mitführte - man weiß nie, wann wer streikt oder wann eine Panne passiert - war für das Sicherheitspersonal kein Problem, die zur Sicherheit mitgeführten Arztbriefe (für den Rückflug zur Sicherheit auch ins Englische übersetzt)  wollte niemand sehen. Zum Flugzeug durften wir dann als erste, damit wir Zeit hatten, den Rehabuggy flugtauglich zusammenzulegen und die Kinder ins Flugzeug zu kriegen.
   
Raphael half fleißig mit, damit seine Geschwister nicht ausbüxten
     


Den etwas mehr als zwei Stunden langen Flug beschäftigten wir die Kinder (oder die Kinder uns, wie man´s nimmt) mit i-Pad, DVD-Player, füttern, wickeln, …. bis wir schließlich ankamen,
todmüde
    


 aber schon fast am Ziel. Nach kurzer Rückfrage beim griechischen Bodenpersonal wurde uns der Rehabuggy rasch ausgehändigt und wir fanden auch rasch den richtigen Bus ins Hotel, daß bei unserer Ankunft 
       


   recht märchenhaft aussah .


Nachdem wir ein wenig geschlafen hatten, stellte sich die Anlage auch bei Tag recht hübsch dar




Blick aus dem Zimmer


Haupteingang bei Tag

Natürlich suchten wir schon am ersten Tag den Strand auf, und den Kindern gefiel es sichtlich:
Vorsichtiges Herantasten an das große Naß ….


bis man sich trotz der Wellen hineintraut ...



… mehr ...
 …. oder weniger


… die Sunn wie Feuer auf der Haut, Du rieachst des Wasser und nix is laut....
                                                      



Wenn wir nicht gerade den Strand mit Rehabuggy

  
… irgendwo in Griechenland, jede Menge weißer Sand …
          
      


























oder Löcherbuddeln

… und du spielst di mit an Stein ...
                                                                 
 unsicher machten, versuchten wir mit Ausflügen, einen Spagat zwischen den Bedürfnissen der Eltern (die Insel anschauen) und der Kinder (Spaß, Spaß, Spaß; nur jaaa keine Langeweile) zustande zu bringen. Den Ausflug nach Rhodos Stadt fanden alle spannend: Sophia lief im Kastell der Kreuzritter durch das Museum, als flüchtete sie vor einem Schloßgespenst. Dabei quietschte sie immer wieder einmal vergnügt, weil sie sich Schuhe und Socken ausgezogen hatte und den angenehm kühlen Steinboden genoß - während ihr Papa hinterherlief und bemüht war, die kleine Prinzessin von abgesperrten Museumsteilen fernzuhalten. Auf der Stadtmauer ließ sie sich, ganz Prinzessin, im Rehabuggy ziehen, während Philipp die Stadtmauer entlanglief auf der Suche nach einem Drachen, den er schon im Kastell vergeblich, aber mit großem Eifer, gesucht hatte (und den Drachen hatte er sich selbst in den Kopf gesetzt !) . Raphael gefiel die Stadt mit ihren beeindruckenden Mauern natürlich auch. Zurück fuhren Sophia, Raphael und ich wieder mit dem billigen öffentlichen Bus, Erika und Philipp genossen die Rückfahrt mit einem Boot.    
   


Am nächsten Tag besuchten wir mit den Kindern den Wasserpark in Faliraki, von unserem Hotel aus sehr leicht mit einem halbstündigen Spaziergang zu erreichen.
     
  
         

Sophias Lieblingsplatz: das Wellenbad. Sie genoß es, in einem Plastikring zu sitzen und sich von den Wellen Schaukeln zu lassen
        
        
Wir suchten den Wasserpark, ob des durchschlagenden Erfolges, noch ein zweites Mal auf: an diesem Tag war Sophia aber leider schon früher als zuvor müde und pitzelte und raunzte, egal womit man sie bei Laune halten wollte. Einer der sehr aufmerksamen Badewärter fragte, ob ihr denn etwas fehle, und, weil er uns schon vorher beim Sondieren von Sophia beobachtet hatte, erzählten wir ihm in aller Kürze von Sophias Problemen. Wir beschäftigten uns danach wieder mit Sophia und richteten uns zum Aufbruch, da kam der besagte Badewärter keine 5 Minuten nach dem Gespräch mit zwei bunten Kinderbademänteln (für teures Geld im Geschäft des Wasserparks zu erstehen) und reichte sie uns mit den Worten: "Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern noch einen schönen Aufenthalt. Ich hoffe, sie können den Aufenthalt genießen."   !!!!!!!   Natürlich habe ich den Fotografen, die unaufdringlich allerlei Fotos von den Badegästen anfertigen und ihre Werke dann ebenso unaufdringlich am Ausgang am Ende des Badetages anbieten, einige Fotos abgekauft: erstens, weil die Aufnahmen wirklich gut waren, zweitens, weil ich die Freundlichkeiten, die uns zuteil wurden, auch ein wenig zurückgeben wollte.   


   
Zwischenzeitig suchten wir immer wieder auch Abkühlung in der hoteleigenen Poollandschaft zwischen den Bungalows oder im Pool des KidsClub
   
    
       


   


   
  
    
  








Während des Abendessens wechselten wir uns nach drei Tagen beim Aufpassen auf Sophia ab, weil sie begonnen hatte, uns während des Essens zu provozieren. Sie hat überhaupt kein Verständnis dafür, daß man ruhig am Tisch sitzt und sich mit dem Tellerinhalt und dem Besteck beschäftigt. Sie beginnt dann, den nächstbesten Tischgenossen am Ärmel zu ziehen und laut Aufmerksamkeit einzufordern. Also ging einer von uns mit den Jungs Essen und löste nach gut einer halben Stunde den anderen bei Sophia ab. Die anderen Hotelgäste waren im Übrigen sehr nett, nur einer meinte, Sophia würde leiser werden, wenn er sie unfreundlich anspräche. Die Folge davon war, daß ein Kellner ( die rannten sonst NIE) sofort zu uns eilte und meinte, es wäre alles in Ordnung, und Sophia dürfe ruhig laut sein. Das Personal war ohnehin sehr entgegenkommend und offensichtlich bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.  Herzlichen Dank dafür!!! Und wir haben es genossen!
   
Sophia genoß den Abendwind, während die anderen aßen
     Weil Sophia durchaus gerne einmal 1 Stunde Auto fährt (nach Möglichkeit aber nicht viel länger), wagten wir auch einmal einen Ausflug nach Lindos:
          


             
Den Weg zur Akropolis ließen wir die Kinder ortsüblich absolvieren. Sophia durfte sich mit Philipp einen Esel teilen, weil sie sich alleine zusehr gefürchtet hätte.
  
   
  


    Danach hatten wir es mit einer extrem netten Kassiererin zu tun: auf meine Frage, ob es für Sophia mit dem Behindertenausweis eine Ermäßigung gäbe, reichte sie mir, nachdem sie kurz Sophia mit dem Photo am Ausweis verglichen hatte, Null-Euro-Tickets und meinte, das wäre schon in Ordnung so. Nicht einmal eine kleine monetäre Geste meinerseits ließ sie gelten. !!!!!!
       
   
     So brachte ich Sophia mit dem Buggy bis zur Treppe, dann mußte ich sie, wenn sie zwischenzeitig nicht gehen wollte, tragen. Wie die nächsten Bilder zeigen, hat sich der Aufwand auf alle Fälle gelohnt.
    
      
       
    

Für Raphael war es ein echtes AHA-Erlebnis, als er merkte, daß das Jahr 156 n. Chr. in Griechenland als Entstehungsdatum zwar auf ein gutes Alter hinweist, aber noch weit weg von den richtig alten Funden ist.


auf dem  Strand in der Bildmitte vergnügten sich die Jungs später
   

                           
   



   Und Schiller durfte natürlich auch nicht fehlen, auch wenn der Ort der Handlung  150 km weiter nördlich lag:
    
                                   " Er stand auf seines Daches Zinnen,
                                     er schaute mit vergnügten Sinnen
                                     auf das beherrschte Lindos hin. "    ….. oder so ähnlich
    

   
      


Ist das nun Physio- oder Ergotherapie? - Egal, Hauptsache herumturnen
    
       












   






 
  
 


Als gefährlich erwiesen sich die von abertausenden Fußgängern plankgeschliffenen Steine am Fußweg zurück in den Ort, die mir, der ich Sophia im Buggy abwärts brachte, einiges an Geschick abverlangten. Im Ort selbst fanden wir dann unglaublich schön gelegte Mosaike
   
  
  
    
Allerdings waren die so glatt, daß ich es vorzog, meine Schuhe auszuziehen (barfuß hatte ich mehr Grip), weil es mir sonst unmöglich gewesen wäre, Sophia heil durch den Ort zu bringen.
    
 Während die anderen sich dann am Strand vergnügten, schob ich Sophia, die partout nicht an den Strand wollte, geschweige denn selbst gehen, im Buggy durch die Gegend.  
   
    Zu meinem Glück fand in der Nähe eine Hochzeit statt, und Sophia genoß die Musik dort. Jedesmal, wenn ein Musikstück zu Ende war, schaute sie neugierig die Mauer hinauf, oberhalb derer die Hochzeit stattfand. Dann gab sie schon auch einmal eine Unmutsäußerung von sich, wenn die Pause zu lange wurde. Ohne Musik geht eben nichts.
    
Am letzten Tag sahen wir sogar ein paar Regenwolken :
 

   
    Tja, und bevor es wieder in das Flugzeug ging, bereitete sich Sophia intensiv auf die Reise vor
  
    Dafür genoß sie das Abheben mit dem Flugzeug so richtig (sie liebt die Geschwindigkeit auch beim Auto- oder Radfahren). Philipp verschlief das leider, aber er durfte am Ende des Fluges in das Cockpit und der Pilot erlaubte ihm sogar, sich auf den Pilotensitz zu setzen. Er kam mit glühenden Wangen raus aus dem Flugzeug und wollte sich davon gar nicht mehr richtig trennen.   
  

… und irgendwann …
   … und irgendwann fragst di´,
 wieso quäl i mi da so schrecklich ab
und bin net längst schon weiß Gott wo ….




     

Kommentare

  1. Danke fürs Teilhaben-Lassen. Es macht Mut auchfür Kinder mit Behinderung einen schönen Urlaub zu planen.

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