Ein nordisches Sommermärchen, Prolog


Prolog


Zeit: Herbst 2020


    Meine Gattin überfällt mich mit der Idee, 2021 in den Urlaub fahren zu wollen. Meine Begeisterung hält sich, gelinde gesagt, in Grenzen. Der letzte Sommer war -  wie zu erwarten - ein infektiologische Zeitbombe, die nun ihre Wirkung zu zeigen beginnt. Von der Politik ist nichts Vernünftiges zu erwarten, die erwies sich schon im Sommer als zu sehr wunsch- und zu wenig fachgesteuert. Die Coronazahlen ziehen also an.

Meine Gattin hält das aber nicht davon ab, sich eingehend mit möglichen Urlaubszielen auseinanderzusetzen: 

die diesmalige Wunschliste ist klar :

Philipp ist seit Monaten fasziniert von Vulkanen, Sophia mag es nicht zu heiß - wo findet man also im Sommer nicht zu heißes Wetter und Vulkane? Richtig, in 

ISLAND

Also geht meine Gattin einer Ihrer Beschäftigungen nach, die da heißt: im Internet Sachen für die Kinder finden (in diesem Fall einen Urlaub in Island). Es dauert auch nicht lange, da wird sie fündig: Island mit Kindern, und nimmt mit dem Reiseveranstalter Tourlane Kontakt auf. Wobei sie das Gespräch nur anbahnt, den Rest darf ich erledigen: Nicht, daß mir das nicht Freude bereiten würde. Prinzipiell. Aber eine Pandemie ist eine Pandemie, es gibt noch keinen Impfstoff und was im Sommer 2021 sein wird, kann sich niemand wirklich vorstellen. Deswegen halte ich das ganze für ein finanziell sehr gewagtes Unternehmen, aber da muß ich jetzt durch.


Nach einem sehr informativem Gespräch mit unserem Planungspartner steht fest: wir werden mit einem eigenen Auto unterwegs sein - das auch groß genug für Sophias Rehabuggy sein wird - , die Unterkünfte werden ein buntes Bild der in Island möglichen Kategorien widerspiegeln und Tourlane wird ein paar Dinge im Vorraus buchen, andere Destinationen werden uns in möglichen Tagesreisen vorgeschlagen werden. Und wir werden in jeder Unterkunft mindestens zwei Nächte verbringen -  Reisedauer 14 Tage. 


Kurz darauf kommt ein entsprechender Vorschlag von Tourlane, der uns schon sehr gefällt. Die eine oder andere Unterkunft ändert sich noch, aber im Großen und Ganzen steht der grobe Plan fest. Ich kaufe einen Reiseführer, organisiere mir eine Karte von Island in einem einigermaßen brauchbaren Maßstab und suche die Unterkünfte auf der Karte.  

Und dann ist einmal sehr lange Corona und ich habe überhaupt keine  Lust, mich monatelang mit wechselnden Regelungen in Österreich, Deutschland und Island herumzuschlagen. 

Ungefähr zwei Monate vor der geplanten Abreise mache ich mich mit den unterschiedlichsten Einreise- und Transitregelungen vertraut. Meine Gattin und ich sind beide voll geimpft, sie auch genesen (quasi ein Arbeitsunfall bei zu wenig verfügbarer Schutzkleidung in der Arbeit - zum Glück einer ohne dramatische Folgen) , damit haben wir die besten Karten, die Reise tatsächlich antreten zu dürfen. 

Mein Versuch, das Reisegepäck zu reduzieren, endet damit, daß ich 14 kg Isosource und 2 Pkg Windeln mit DHL nach Island schicke, in unser erstes Quartier. Ich bin sehr ungeübt im Verschicken von Päckchen, wenn das Ziel außerhalb der EU liegt. Den drei Päckchen lege ich eine Rechnung für den Zoll bei (auch wenn ich das Zeug nicht verkaufe sondern selbst brauche - der Zoll braucht eine Deklarierung des Warenwertes und den Vermerk "nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt"), gebe an, daß alle finanziellen Belastungen  der Sendung nur mich treffen sollen und hoffe, daß alles gut geht. Per Computer kann ich den Weg der Päckchen nachverfolgen, und sie werden tatsächlich zugestellt. Damit rückt das Ziel dtl. näher. 

Wir bessern noch unsere Regenkleidung im Sportgeschäft auf und organisieren für Erika und mich PCR - Tests für den Flug (trotz Impfung!). Zwar würden auch Antigentests akzeptiert, aber als Mediziner, der des Lesens kundig ist, halt ich nichts von Antigentests bei asymptomatischen Patienten - und ich will auf Nummer sicher gehen, nichts ins Gastland einzuschleppen. 

Am Flughafen München buche ich einen Parkplatz und aktiviere meine Kreditkarte - in Island angeblich extrem wichtig. Die Koffer werden gepackt, alle Reiseunterlagen - obwohl sie auch im Netz sind - auch in Papierform eingepackt, und los gehts. 


Alles in Allem war es ein langer Prolog, und, im Nachhinein betrachtet, fiel die Vorfreude auf den Urlaub vollkommen flach, weil wir wegen der Pandemie nicht wußten, ob sich nicht noch im letzten Moment etwas zu unseren Ungusten verschiebt. Aber daran werden wir uns generell gewöhnen müssen.

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