Ein nordisches Sommermärchen: Zwischenstaatliche Coronagespräche - Dettifoss - Krafla - Mývatn - Fagravík
Tag 9
Heute lassen wir es am Morgen noch etwas gemütlicher angehen als sonst: Sophia will unbedingt mit nach oben, also lasse ich sie im Frühstücksraum herumspazieren, immer einen Schritt hinter ihr. Als Bodyguard von Sophia hat man immer ein Auge auf der Prinzessin, eines sucht die Umgebung nach potentiellen Gefahren ab. Außerdem hält man in geschlossenen, eher eng eingerichteten Räumen beide Hände seitlich der Prinzessin, um rasch eingreifen zu können, wenn Sophia versucht, ein Glas / eine Tasse oder Vase umzuwerfen. Dem französischen Ehepaar, das gerade frühstückt, muß das komischen anmuten. Aber nach ein paar Minuten des Beobachtens und ein paar Worten haben sie verstanden, worum es geht.
Während Erika mit Sophia nach dem Frühstück ins Freie geht, komme ich mit unserem Vermieter ins Gespräch: Das Geschäft läuft heuer zwar nicht gut, es könnte aber schlimmer sein. Für ihn ist das insgesamt nur ein Hobby, sein Broterwerb ist die Pferdezucht - und seine Gattin arbeitet als Dermatologin. Corona bringt ihn also finanziell nicht in eine wirklich schwierige Lage. - Ich lobe die isländischen Einreisebestimmungen ( egal ob geimpft oder genesen: JEDER braucht einen negativen Test, bevor er ins Land kommt. Ungeimpfte und Nichtgenesene müssen außerdem noch in Quarantäne ). - Unser Vermieter erklärt mir, daß die Politiker in Island bei ihren Entscheidungen nicht ganz so viel Wahl haben. Was der Chefepidemiologe empfiehlt, MUSS gesetzlich umgesetzt werden. - Das sieht in Österreich etwas anders aus: wir haben zwar auch Experten, die wissen, was nötig ist, um die Erkrankung einigermaßen im Zaum zu halten. Aber wir haben gerade Wahlkampf und die Politiker tun, was sie wollen (um gewählt zu werden - an erster Stelle). - In Österreich habt ihr aber sehr junge Politiker! - Stimmt, aber die habe ich nicht gewählt. Und in der jetzigen Situation wäre ein wenig mehr Lebenserfahrung und weniger Egozentrik besser. - Unser Vermieter muß lachen. Dann erzählt er mir, daß seine Töchter alle ins Ausland geheiratet haben und er sich schon sehr darauf freut, das Haus, in dem er sonst die Zimmer vermietet, den ganzen Sommer seinen Töchtern und ihren Familien zur Verfügung zu stellen. Er feiert da nämlich seinen 60er, deswegen wird er die Zimmer nächstes Jahr nicht vermieten.
Während wir so plauschen, entsteht vor dem Haus eine meiner Lieblingsfotoserien:
Aufforderung zum Tanz |
Schließlich packen wir zusammen und verabschieden uns von Útnyrðingsstaðir:
Wir folgen wieder der Ringstraße (Nr. 1) wobei das Wetter uns auf der ganzen Fahrt eine tolle Sicht gewährt. Anfangs geht es, kurz nach Egilsstaðir, ein wunderschönes Tal entlang, dabei trifft man die allgegenwärtigen Schafe entlang der Straße. Dann geht es einen kleinen Paß hinauf, und die ohnehin nicht sehr üppige Vegetation wird noch karger. Die Paßhöhe wird von einem Hochtal markiert, und an dessen westlichen Ausgang schlägt das Landschaftsbild entgültig in eine extrem vegetationarme ( beinahe MOND-)Landschaft um. Aber auch diese Kulisse ist beeindruckend:
Útsýnisstaður |
Wir durchqueren die vor uns liegende "Hochebene", fahren zwischen den Bergen im Westen durch und dann führt die Straße lange bergab in die Ebene, durch die der Jökulsá á Fjöllum fließt. Hier liegt unser nächstes Ziel: Dettifoss. Um ihn zu erreichen, verlassen wir nach der Brücke über den Jökulsá á Fjöllum die Ringstraße und folgen der Straße Nr. 862 (Dettifossvegur) Richtung Norden. Hier ist weit und breit keine Behausung zu sehen, nicht einmal die sonst omnipräsenten Schafe findet man hier. Selbst die würden sich hier kaum etwas zum Fressen finden. Nach einigen Kilometern sieht man rechter Hand eine kleine Dunstwolke mitten in der Landschaft aufsteigen - dort muß der Wasserfall sein. Die Beschilderung zum Parkplatz ist leicht zu finden, und so könnnen sich die Kinder hier rasch die Beine vertreten.
Bemerkenswert ist, daß es hier außer den parkenden Autos weit und breit keine Schattenspender gibt - bei dem strahlenden Sonnenschein heute und jetzt zu Mittag durchaus spannend. Die Kinder essen ein wenig, dann machen wir uns auf Richtung Dettifoss. Sophia will natürlich wieder einmal nicht selber gehen, also fahre ich ihren Wagen anfangs an der Spitze unserer kleinen Karawane, um sie zum Nachlaufen zu motivieren. Das geht ein paar Minuten lang gut, dann ist der Protest heftig genug, daß ich mich erweichen lasse. Zwischendurch reizt es Raphael, den Chauffeur zu spielen:
Nach gut 2 km erreichen wir dann unser Ziel: Europas mächtigster Wasserfall!
Sobald Sophia das Wasser rauschen hört, hat sie es plötzlich eilig, weiterzukommen. So überholen wir bergab ein paar andere Touristen, die z.T. schlechteres Schuhwerk haben und sich insgesamt behäbiger bewegen.
Am Rückweg wird es dann umgekehrt sein 😌 . Zuvor nutzen wir die Kulisse für ein paar Familienfotos und für schöne Schnappschüße:
Wie gesagt: der Rückweg ist wieder etwas mühsamer: zuerst muß man vom Fluß wieder zur Eben hochsteigen - wo wir auch Sophias Rehabuggy stehen gelassen haben. Dabei sieht man am Rückweg einen Wasserfall, zu dem man auch auf markierten Wegen gehen könnte
- was wir aber bleiben lassen, weil wir um 16:00 einen Termin in den "Mývatn Nature Baths" haben. Und mit unserer Prinzessin sind wir so schon lange genug unterwegs. Ich gehe mit den Jungs voraus und Erika gibt mir zu verstehen, daß Sophia den Buggy nicht sehen soll. Damit sitzt Philipp im Rehabugggy und wir
halten zu den Mädels genug Abstand, daß Sophia uns nicht registriert.
Und so geht die Prinzessin brav die 2 km vom Detttifoss zurück zum Parkplatz !! 😁😁😁
Beim Auto angelangt, werden die Mägen wieder gefüllt, dann geht die Fahrt weiter Richtung Mývatn. Zurück auf der Ringstraße wird Vegetation nach ca. 15-20 km wieder mehr, neben der Straße finden sich unzählige "Maulwurfshügel" - erkaltete Lavaströme, die wieder von Gras überwachsen werden. Kurz vor Mývatn biegen wir dann wieder einmal nach rechts ab. Ich habe Philipp einen - schon erkalteten - Vulkankrater versprochen. Deswegen fahren wir mit dem Auto bis zum Kratersee des Krafla-Zentralvulkans. Man fährt durch die Anlage eines Geothermalkraftwerkes durch
, dann schlängelt sich die Straße den Berg hinauf , dessen Bergflanke von Pipelines überzogen ist. Der Parkplatz liegt nur wenige Meter unterhalb des Kraters, in dem sich bei den Mývatnfeuer 1724 dieser See gebildet hat
Bereits am Parkplatz dieses Kratersees fallen uns die lästigen Mücken auf, nach denen der nahegelegene Mývatn benannt ist. Sophia hat es sehr eilig, zurück zum Auto zu kommen. Aber immerhin bringe ich ein kleines Familienfoto zuwege
- vielleicht ein andermal 😏.
Nach ein paar Kilometern Fahrt erreichen wir schließlich Mývatn ...
im Vordergrund - unscharf - ein paar fotogene Mücken, in der Bildmitte die Badeanlage |
Im Bad selbst ist viel los, ohne Voranmeldung ist hier kein Eintritt möglich.
Die Anlage ist sehr schön, man muß aber auf Sophia höllisch aufpassen: im milchig-trüben Wasser würde ich sie wohl kaum finden, wenn sie untertauchte. Die Wassertemperatur ist für Sophia perfekt, sie liebt das Thermalwasser. Heute macht sie aber auch Stiegentraining und läuft etliche Male die Stufen zum Becken bzw. zum Saunabereich rauf und runter. Nach ca. eineinhalb Stunden verlassen wir das Bad wieder: Sophias Haut ist nach dem gestrigen Badetag doch etwas empfindlich am Hosenbund, vielleicht liegt es aber auch am hohen Schwefelgehalt. Auf jeden Fall wird sie hier schon sehr rot. Und richtig Schwimmen kann man bei so hohen Wassertemperaturen und diesem hohen Schwefelgehalt auch nicht wirklich. Aber zum Planschen ist es sehr nett gewesen.
Wir verlassen also das Bad, kaufen am Nordufer des Mývatn in Reykjahlið
noch ein paar Dinge zum Essen ein und folgen dann der Ringstraße, die erst am Nord- ,
dann am Westufer des Mývatn entlang läuft. Auch der Rest der Straße verläuft malerisch, wobei ich nicht überall Fotos gemacht habe, sonst wären wir wohl erst um 22:00 im neuen Quartier angekommen:
wobei ich nicht überall Fotos mache, sonst kämen wir wohl erst um 22:00 im neuen Quartier an.
Wir bleiben übrigens nicht nur an der Ringstraße, sondern zweigen knapp vor dem Tunnel nach Akureyri (gebührenpflichtig) auf die alte Paßstraße Richtung Norden ab (gratis). Landschaftlich die deutlich bessere Wahl :) .
Und unser Ziel erreichen wir nur 15 Minuten später als auf der Tunnelstrecke. So fahren wir ein schönes Tal entlang, eine kurze Paßstraße bergauf und dann den Fjord entlang Richtung Akureyri. Kurz vor der Auffahrt zurück auf die Ringstraße schießt ein heißer Bach unter der Straße durch: sehr beeindruckend :) . Dann überquert man kurz vor Akureyri den Fjord und erreicht ein par Kilometer danach unser zu Hause für die nächsten zwei Tage:
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