Ein nordisches Sommermärchen: Fagravík - Grábrók - Borgarnes

 Tag 12


Bevor wir heute das Quartier wechseln, führen wir uns die Wunschliste des Vermieters zu Gemüte:


Erika bekommt leichten Streß und beginnt zu werken, während ich das Auto erst mit Gepäck, dann mit den Kindern vollpacke. Nicht, daß wir extra Dreck gemacht haben - einmal durchkehren und den Bildschirm des Fernsehers von Kinderfingerabdrücken befreien würden genügen. Aber sobald eine Liste aufliegt, scheint man das abarbeiten zu müssen. Ich sehe das entspannter, immerhin war bei unserem Eintreffen nicht mehr alles funktionstüchtig oder einsatzfähig ( angeschmorrtes Kabel am Wasserkocher, der Whirlpool auf der Terasse ist mit TESA-Streifen zusammengeklebt,...). Was solls - am Schluß werden noch die Böden gewischt, die nächsten Mieter werden sich gefreut haben.

Wir verlassen um 10:000 Fagravík und die Besatzung schläft bald ein. Gut so, immerhin müssen wir heute lange Auto fahren, und das Wetter lädt zu Beginn auch nicht dazu ein, irgendwo länger stehen zu bleiben - und Fotostopps verkneife ich mir, um niemanden zu wecken. Wobei dass Wetter nicht annähernd so schön ist wie bei unserer Fahrt zum Hjalparfoss. Die Landschaft ist trotzdem sehenswert: man fährt durch wenig besiedelte Täler, die zum Teil von Flüssen gegraben wurden, die zur Schneeschmelze offensichtlich ein Vielfaches ihrer jetzigen Größe errreichen können (man erkennt das an der Wildwasserverbauung),  über einsame Pässe und Hochmoore. Gelegentlich findet man sogar einen Waldschopf. 

Es gibt hier auch einen regelmäßigen Busdienst entlang der Ringstraße:


allerdings sollte man den Bus nicht versäumen, wenn man zum Warten kein Biwak an der Bushaltestelle errichten will. 

Wir sind mittlerweile fast im Westteil der Insel unterwegs, und man findet hier an den Rastplätzen nette Steinfiguren, die bei den Kindern gut ankommen:


Kurz überlegen wir, ob wir im Miðfjörður Robben beobachten wollen. Nach einem Blick auf die Karte lassen wir das aber bleiben: die Straße zu den besten Plätzen dafür ist nur geschottert, und das ist mir mit dem Caddy zeitlich zu aufwendig.

Ein Highlight ist mir bei der Planung entgangen und überrascht mich auf der Fahrt - sehr zur Freude von Philipp, der nun wieder die Gelegenheit bekommt, einen  Vulkan zu besteigen: direkt neben der Ringstraße erhebt sich Grábrók!

Wir finden rasch den Parkplatz, und die Jungs sprinten los, vorbei an anderen Touristen, die deutlich langsamer unterwegs sind. Erika will vorerst mit Sophia beim Auto warten, ich will sie dann ablösen. Die Jungs sind eindeutig schneller als ich - allerdings machen die auch keine Fotos :)

Das Bild täuscht: Die Unterstände wurden erst Jahrtausende NACH dem Vulkanausbruch gebaut

Der Weg führt auf den Krater rauf und um den Krater herum -
 das verschafft einem eine tolle Rundumsicht

Nebenkrater


Blick Richtung Südwesten

Blick Richtung Süden


Südosten


Südosten 2.0: mich hat der ansatzlose Übergang von Lavafeld und fruchtbarem, landwirtschaftlich genutztem Boden fasziniert


Blick Richtung Norden: ein einsamer Hof mitten im Grün


Und wieder einmal überrascht uns Sophia: die rege Fußgängerverkehr hat sie neugierig gemacht, also kommt sie uns - wieder einmal - entgegen. 



Allerdings schließt sie sich nach diesem Foto den bergab laufenden Jungs an, und Erika steigt allein weiter zum Krater auf. 

Nach diesem Boxenstopp, den wir auch zum Füttern nutzen, geht es weiter Richtung Bogarnes: hier in der Nähe haben wir unser letztes Quartier in Island. Allerdings kommen wir viel zu früh an (14:00), weswegen wir die Fahrt verlängern und einen Abstecher auf die Snaefell-Halbinsel machen. 

Das Wetter ist alles andere als einladend, es regnet immer wieder ein wenig.

 
Trotzdem kann man die Schönheit der Landschaft wahrnehmen. Am Weg zum Snaefell findet man nahe Bogarnes die ersten Ausläufer dieses Vulkansystems



Je näher man dem namensgebenden Hauptvulkan dieses Systems kommt, umso häufiger findet man alte Lavafelder:


Kurz vor dem Beginn des Nationalparkes findet man Rauðfeldsgjá, eine beeindruckende Schlucht recht nahe neben der Straße:  

Der schwarze Punkt rechts mittig ist ein Tourist!

allerdings wollen wir zur Lavahöhle Vatnshellir und dort evtl. mit den Jungs reingehen, deswegen verzichten wir auf eine nähere Erkundung der Schlucht.

Kurz nach 16:00 erreichen wir Vatnshelllir, nur um festzustellen, daß wir für heute viel zu spät dran sind:


Wir treiben uns mit den Jungs noch ein wenig am Höhleneingang herum , füttern Sophia und machen uns dann wieder auf den Weg.

Nun stellt sich die Frage, in welche  Richtung wir weiterfahren wollen: auf dem selben Weg zurück, wie wir hergekommen sind? Oder doch die Halbinsel entlang weiterfahren? Wir entscheiden uns für zweiteres und werden mit tollen Landschaftsbildern belohnt. Erika und ich wollen, so wir es wieder einmal hier herauf schaffen sollten, unbedingt hier her, um für diesen schönen Teil der  Insel mehr Zeit zu haben als nur die paar Stunden Fahrt, die wir heute haben. 
Im Norden der Halbinsel finden wir in Ólafsvík ein Lokal, in dem die Jungs ihre obligaten Pommes bekommen, dann folgen wir der Straße rund um die Halbinsel weiter. 
Während die Küste im Südteil der Halbinsel gekennzeichnet ist durch langgestreckte, flache Strände, aus denen sich dann die Berge eher steil erheben, ist die Nordküste charmant durch ihren fjordartigen Charakter. Das macht die Fahrt hier sehr kurzweilig, und praktisch an jeder Straßenbiegung tut sich ein neues, selbst trotz des eher mäßigen Wetters tolles, Panorama auf.

So wird es Abend, bis wir unser Quartier erreichen: allerdings wurden wir von Ensku húsin  nach Langábyrgi-Langá-Lodge umquartiert und müssen nun noch ein paar Kilometer weiter fahren - nach dem Tag auch kein Beinbruch. Ensku húsin ist praktisch das Haupthaus und unser Quartier eines von mehreren Nebenhäusern - allesamt alte historische Holzhäuser. Die Zimmer sind mit Heizung und Bad/Dusche und Toilette ausgestattet, für das Frühstück finden sich ausreichend Lebensmittel in der Küche. Wir teilen uns unser Haus mit einer holländischen Familie, mit der sich Sophia natürlich sofort anfreundet. Ansonsten sind wir damit beswchäftigt, die Kinder rasch ins Bett zu kriegen und überlegen uns, wass wir an unseerem lezten Tag in Island unternehmen wollen: Vatnshellir, Reykjavík oder ein Ausflug zum Fagradalsfjall (dzt. aktiver Vulkan, nur als Ausflug für Erika und Raphael machbar)?




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